Die Pulsadern Europas
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Franz Joseph und seine Eisenbahnen
- Beschreibung
Beschreibung
GRÖGER Roman Hans: Die Pulsadern Europas. Franz Joseph und seine Eisenbahnen.
120 Seiten, 15 Skizzen, 9 s/w-Fotos, Anmerkungen, Quellen- und Literaturverzeichnis, broschürt
Über die verschiedenen Bahnen und Bahngesellschaft in der Monarchie wurde bereits viel geschrieben, allerdings im unterschiedlichen Ausmaß, sodaß sich der Autor mit seinem neuen Werk eine interessante Lücke einer vielleicht bedeutenden und zugleich wenig bekannten Gesellschaft schließt. Das Buch entstand dabei unter dem Gesichtspunkt der Namensnennung des Monarchen bei zwei Bahnlinien sowie der Kaiser als Förderer des Eisenbahnwesens. Das Einleitungskapitel thematisiert nur am Rande die Entstehung des Eisenbahnwesens, betrachtet dafür ausführlich die Geschichte des Hofzuges und die damit verbundenen baulichen Anlagen und Warteräume. Der inhaltlich Schwerpunkt liegt aber bei den nach Kaiser Franz Joseph benannten Bahnlinien, und zwar der Kaiser Franz-Josefs-Bahn von Wien nach Böhmen, die inhaltlich aufgrund der existierenden Literatur nur sehr gestreift wird, und der Kaiser Franz-Josefs-Orientbahn, über welche sich die einschlägige Literatur bisher eher ausschwieg.
Der glückliche Umstand, daß der Autors, in den wichtigsten Archiven der Republik seine berufliche Heimat gefunden hat, ermöglicht es, an neue, wohl bisher unbekannte Quellen der österreichischen Verkehrsgeschichte zu gelangen. Die Aufbereitung der bis dato eher unbekannten Fakten und Details zur Orientbahn basiert im wesentlichen auf diesen Archivmaterialen, die im Österreichischen Staatsarchiv und seinen Subarchiven lagern, wobei die Erforschung dieser Unterlagen seinen Ausfluß in der vorliegenden Publikation findet und somit ein wertvoller Beitrag zur gesamthaften Darstellung des österreichischen Eisenbahnwesens darstellt.
Jeder Wiener kennt die Franz-Josefs-Bahn. Kaum bekannt ist hingegen die zweite Linie, die seinen Namen trug, die Kaiser Franz Joseph-Orientbahn. Sie sollte von Österreich Richtung Konstantinopel und von Ungarn zur Adria führen. Doch die geplante „Pulsader Europas“ bestand kaum zwei Jahre und geriet nur unvollständig. Schon während der Bauzeit gingen Strecken, Kapital und Mitarbeiter an die Südbahngesellschaft.
Roman Hans Gröger zeichnet die Geschichte der vergessenen Routen nach. Der Historiker ist als Referent des Staatsarchivs u.a. für das Eisenbahnwesen zuständig, was sich ideal mit seinen persönlichen Interessen trifft. Exakt bis ins Detail erläutert der Autor anhand archivalischer Primärquellen die Entwicklung der Orientbahn. Damit betritt er absolutes Neuland und schafft im Franz-Josephs-Jahr 2016 eine sehr spezielle Publikation über den Kaiser, einen Förderer des Eisenbahnwesens.
Dieses erlebte zu seiner Regierungszeit einen Höhepunkt. Bahnen waren wichtig für die Wirtschaft (Stichworte: Böhmische Kohlenreviere, Getreideausfuhr, Industrie) und das Militär. Aber auch Banken (Stichworte: Rothschild, Sina, Arnstein, Eskeles) und Kapitalgesellschaften, die mit Eisenbahnaktien spekulierten und die für die Errichtung vom Staat gewährten Zinsen- und Steuervorteile nutzten, profitieren davon. Mit dem Börsenkrach platzte 1873 die Spekulationsblase.
1856 hatte der Kaiser die Konzessionsurkunde für die Orientbahn unterzeichnet. Der Transitverkehr mit dem Osmanischen Reich und den Donaustaaten sollte über die Relationen Wien – Ödenburg – Fünfkirchen bzw. Wien – Komárom – Stuhlweißenburg – Semlin (jetzt ein Stadtteil von Belgrad) verlaufen. Der erste Eisenbahnplan für das gesamte Königreich Ungarn sah auch eine Verbindung nach Triest vor. Im Vorfeld wuren zahlreiche Komitees weitgereister und kaisertreuer Männer gebildet. Im folgenden Jahr konstituierte sich ein Verwaltungsrat. Die Angestellten waren in sechs Kategorien eingeteilt und trugen Uniformen, deren Aussehen die Publikation genau beschreibt. Die Aktien fanden im Inland geringes Interesse, ihre Kurse waren schwankend, eher sinkend. Der Bahnbau verzögerte sich, doch lagen konkrete Pläne für 30 Haupt- und Zwischenstationen vor. Sie stammten vom international angesehenen Fachmann Wilhelm von Flattich, der u.a. auch der Architekt des Wiener Südbahnhofs war. Spekulationen und Unstimmigkeiten führten 1858 dazu, dass das Netz der Kaiser Franz Joseph-Orientbahn der neu gegründeten Südbahn-Gesellschaft übertragen wurde. Der Monarch schrieb eigenhändig auf einen Antrag: „Erledigt durch Meine Entschließung vom 30. November d. J., zu folge welcher das Bestehen der Orientbahn aufhört.“
Die zeitmäßig kurze Geschichte des ambitionierten Projekts würde, obwohl detaillert dargestellt, noch kein Buch füllen. Roman Hans Gröger hat daher, getreu dem Untertitel „Franz Joseph und seine Eisenbahnen“, Kapitel über die Entwicklung des Schienenverkehrs in Österreich, Hinweise auf die Franz-Josephs-Bahn (wobei die Literaturempfehlungen sehr willkürlich erscheinen) und vorallem „Der Kaiser auf Reisen“ angefügt. Bis 1870 ließen die Eisenbahngesellschaften Salonwagen bauen, die ergänzt mit Gepäck-, Speise- und Küchenwaggons Teile regulärer Züge waren. Später gab es eigene Hofzüge, um noch besser auf die Erfordernisse des Benützers einzugehen. Ein solcher 1891 gebauter „Palast auf Schienen“ bestand aus acht Wagen. Deren Pläne und Fotos sind ein hochinteressanter Teil der Broschüre.
Den Franz Josephs-Bahnhof im 9. Wiener Gemeindebezirk gestalteten die Prager Architekten Ignaz Ullmann und Anton Barvicius so, dass der Monarch nicht mit den anderen Reisenden in Kontakt kam. Für diese befand sich die Abfahrts- und Kassenhalle an der heutigen Althanstraße, die Passagiere kamen an der Seite der Nordbergstraße an. „Die imposante Front des Gebäudes am heutigen Julius- Tandler-Platz mit ihrer Wagenauffahrt und den Säulen diente einzig dem Kaiser und seinem Hof.“ Den marmornen „Kaisersaal“ im Nordbahnhof beleuchteten goldene Luster mit Kristallschalen. Die historistische Ausstattung des Hofwartesalons im Südbahnhof entwarf der Architekt des Parlaments, Oberbaurat Theophil Hansen. Hingegen plante Otto Wagner den Hofpavillon in Schönbrunn im Jugendstil.
Der Autor:
Geboren am 2.3.1970 in Wien, wurde früh das Interesse an „Geschichte“ im Allgemeinen und an den Straßenbahnen und ihrer Entwicklung im Besonderen geweckt.
Nach der Matura 1988 zunächst ein Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien der Betriebswirtschaftslehre, brach dieses aber nach einem Jahr wieder ab, um Geschichte zu studieren.
Dieses Studium wurde 1993 mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen, ebenso das daran angeschlossene Doktorratsstudium. Im Jahre 1995 Eintritt in den Bundesdienst, zunächst in der Universitätsdirektion, von wo er zwei Jahre später in das Österreichische Staatsarchiv, Abteilung Allgemeines Verwaltungsarchiv versetzt wurde. Hier zuständig für die Akten der Bestandgruppen Inneres, Landwirtschaft und seit 2009 auch das Eisenbahnwesen.
An Publikationen sind Beiträge zur Revolution von 1848 in der Österreich Edition des Archivverlags sowie in den Festschriften zur 150-Jahr-Feier der Südbahn zu nennen. Im Jahre 2001 Autor als Teil des Teams „Zwischen Himmel und Erde. Die Militärseelsorge in Österreich“. Weiters ein Beitrag zum Ausstellungskatalog zu „300 Karl VI.“ des Österreichischen Staatsarchivs mit dem Schwerpunkt Straßenbau sowie eine Darstellung der Geschichte des Eisenbahnarchivs in Wien für die Festschrift „175 Jahre Eisenbahn in Österreich“ und einen Beitrag zu den Konzepten für die Errichtung eines Schnellbahnnetzes in Wien zur Festschrift „50 Jahre Wiener Schnellbahnnetz“ sowie zu „Basilika mit Gleisanschluss. Die Mariazellerbahn“ bei.